Langzeitbelichtung Praterateliers
"Die Geschichte ist immer ein Bild der Geschichte" meint Werner Würtinger in seinem Buch "Arkadien und angenehme Feinde" und merkt auch an, dass die Werke der dort Tätigen immer schon zeitgeistig oder in Opposition zu der jeweils herrschenden Gesellschaft gewesen seien. Ob das noch immer gilt, kann jetzt noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, die Vermutung, dass das Widerständige in den Werke auch heute noch präsent ist, liegt aber nahe. Die Intention, mehr als eine bloße (Bau-)Dokumention zu schaffen, sondern einen Ort zu porträtieren, der zumindest von außen betrachtet, oft scheinbar außerhalb der Zeit liegt, erlaubt einen weiten Blick, der eine Annäherung an die Künstler*innen und deren Werke erfordert und somit auch Fragen wie die o.a. beantworten kann.
"Das Weitwinkelsubjektiv" (Ludwig Laher) erlaubt nicht nur einen Überblick, es trägt auch zur Verdichtung bei. Verdichtung – ein Begriff, der nicht nur so manches Werk in den Ateliers beschreibt, sondern vielmehr den ganzen Ort und die in Veränderung begriffene urbane Landschaft um ihn herum. Das Bedürfnis des Rückzugs und der Abschottung ist bedroht, die Stadt rückt näher, Neubauten beeinträchtigen gewohnte Lichtsituationen in den Ateliers und nicht nur der Baulärm nimmt zu. Auch diese Umstände werden Teil des Vorhabens, des Gegenstandes der fotografischen Erforschung sein.
Den programmatischen Rahmen für das Vorhaben bildet eine aus Momentaufnahmen bestehende "Langzeitbelichtung", eine konzentrierte fotografische Auseinandersetzung mit Ort, Mensch, Kunstwerken und Landschaft unter Berücksichtigung und Kenntnis der gegenwärtigen, zukünftigen und historischen Kontexte.Treibstoff für das gesamte Vorhaben sind die für die Fotografie nach wie vor geltenden Parameter Licht, Zeit, Raum, Erinnerung und Repräsentanz, die die Architektur, die Künstler*innen, die Landschaft, all das Abgebildete mit Bedeutung versehen. Die so entstanden Aufnahmen können somit auch nicht "die Wirklichkeit" wieder geben.