SuchtBild

Seit 2012 werden in den Betreuungshäusern der Suchtkrankeneinrichtung "Grüner Kreis"Fotoworkshops organisiert. Die Arbeit mit der Kamera, der Blick durch den Sucher ermöglicht den Teilnehmer:innen, die bewusste Wahrnehmung der eigenen Sicht auf die Welt und deren Visualisierung.

Ein zweiter Aspekt ist das Portrait. Aber wie portraitiert man suchtkranke Menschen ohne das Gesicht zu zeigen und damit deren Intimsphäre zu verletzten, deren Selbstwertgefühl und Würde aber trotzdem zum Ausdruck kommen soll ? Gemeinsam einigte man sich auf die Geste "Hände hinter dem Kopf und Ellbogen nach außen", weil sie vielfältige Bedeutungen vermittelt. Mit den Händen hinter dem Kopf kann man sich nicht wehren, man ist ausgeliefert; eine demütigende Erfahrung, die viele Klient:innen schon gemacht haben. Manchmal jedoch verschränkt man die Hände hinter dem Kopf, atmet tief durch und entspannt sich – eine Geste des Wohlbefindens.  Das Verschränken der Hände hinter dem Kopf bedeutet aber auch, dass man sich überlegen fühlt und keine Angst hat, angegriffen zu werden.

Die Interpretation und Inszenierung der Geste wählten die Teilnehmer:innen frei – manche deuten sie an oder greifen sich nur mit einer Hand in den Nacken, andere streichen sich über die Haare. Manchmal ist der  Haarschnitt und ein Schmuckstück der Blickfang oder Tattoos verweisen auf besondere Lebensgeschichten.